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Name of Publishing House | C.H.Beck |
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website | http://www.chbeck.de |
Communication | kundenservice@beck-shop.de |
Am Anfang steht eine kleine Stadt in Süddeutschland: Nördlingen, damals Freie Reichsstadt, in der ein aus Sachsen zugewanderter Buchdrucker, Carl Gottlob Beck, eine ortsansässige Druckerei erwarb. Als Tag der Übergabe ist der 9. September 1763 überliefert. Zeitgenossen bescheinigen Carl Gottlob Beck eine intellektuelle Belebung der Stadt, »wo vorher alles tot und ausgestorben war«. Er gründete Nördlingens erste Zeitung, verlegte das »Neue Nördlingische Gesangbuch« (1.448 Seiten), knüpfte Beziehungen über die Grenzen der Stadt und regte seine Autoren zu mehrbändigen Kompendien über Medizin und Naturkunde, Ökonomie und Pädagogik, zu Werken für den Religionsunterricht und für die protestantischen Pfarrhäuser (»Mußestunden eines Landpredigers«) an.
Stammhaus der C.H.Beck’schen Buchhandlung in Nördlingen Carl Gottlob Beck
Als Carl Gottlob Beck im Jahr 1802 starb, hinterließ er seinem ältesten Sohn und Nachfolger Carl Heinrich Beck ein wohl situiertes Druck-, Verlags- und Buchhandelsunternehmen. Doch die Friedenszeiten waren vorüber: Die napoleonischen Kriege brachten militärische Auseinandersetzungen in unmittelbarer Nähe der Stadt. Nördlingen büßte seinen Status als Freie Reichsstadt ein. Die umliegenden Klöster und Abteien wurden säkularisiert, wodurch wichtige Buchhandelskunden verloren gingen. Dennoch konnte Carl Heinrich Beck, von dem sich die Initialen »C.H.« in der heutigen Firmenbezeichnung ableiten, sein Unternehmen um neue Zweige erweitern: um eine lithographische Anstalt, die beschauliche Ansichten von Nördlingen und dem Ries hervorbrachte, und um ein Antiquariat, das später, in den 50er und 60er Jahren des 19. Jahrhunderts, eine Blütezeit erlebte und mit Inkunabeln, illuminierten Handschriften und anderen Kostbarkeiten aus den Bibliotheken der säkularisierten Klöster in Franken und Schwaben handelte.
Mit Carl Beck, dem ältesten Sohn Carl Heinrich Becks, tritt die dritte Verlegergeneration an: In der nur kurzen Zeitspanne seiner Wirksamkeit seit 1836 leitete er bedeutsame Entwicklungen ein. Er legte die Fundamente für den künftigen wissenschaftlichen Verlag und begründete zwei für die Folgezeit wichtige Programmrichtungen: die protestantische Theologie, deren Gewicht im 20. Jahrhundert wieder zurücktrat, und die Jurisprudenz. Deren Keimzelle, die »Blätter für administrative Praxis« (ab 1851), die erste Zeitschrift für Verwaltungsrecht in Deutschland, erlebte 85 Jahrgänge. Wilhelm Löhe, der Begründer der Neuendettelsauer Missionsanstalt, bescherte dem Verlag mit seinem Buch »Samenkörner des Gebets. Ein Taschenbüchlein für evangelische Christen« (1840) den ersten Bestseller mit 44 Auflagen.
Als Carl Beck im Jahr 1852 mit nur 35 Jahren einer typhusartigen Krankheit erlag, waren seine Nachkommen, unter ihnen der spätere Verleger Oskar Beck, noch im allerjüngsten Kindesalter. Da war es Glück im Unglück, daß ein vorzüglicher Mann, Ernst Rohmer, in das Nördlinger Unternehmen eingetreten war und sich rasch als der führende Kopf erwies, den der Verlag brauchte. Er heiratete 1857 die jugendliche Witwe Carl Becks und wurde für drei Jahrzehnte Chef der ›C.H.Beck’schen Buchhandlung‹ (wie die Firma damals hieß).
Carl Heinrich Beck Carl Beck Ernst Rohmer Oskar Beck
Ernst Rohmer setzte tatkräftig und erfolgreich fort, was Carl Beck begonnen hatte. Das theologische Programm wuchs um einen vielbändigen Kommentar zum Neuen Testament aus der Feder des Erlanger Theologieprofessors Johann (von) Hofmann. Noch stärker erweiterte sich der juristische Zweig durch die 1864 begründete »Bayerische Notariatszeitung«, durch Textausgaben und Kommentare zum bayerischen, nach 1871 auch zum deutschen Reichsrecht. Fruchtbare neue Autorenverbindungen ergaben sich aus Ernst Rohmers lebhafter Beteiligung am politischen Geschehen seiner Zeit. Er stand dem Liberalismus nahe, gehörte zu den Begründern der bayerischen Fortschrittspartei und kandidierte zweimal, wenn auch erfolglos, für den Deutschen Reichstag.
Im Jahr 1884 übergab Ernst Rohmer die Firma seinem Stiefsohn Oskar Beck, der neben ihm schon seit einigen Jahren verlegerisch aktiv war. Oskar Beck fasste den Entschluss, den Sitz des Verlags in die bayerische Hauptstadt zu verlegen, wo nicht wenige der Verlagsautoren lebten. Ein Verlagshaus in München-Schwabing wurde gebaut und im Jahr 1889 bezogen. Die C.H.Beck’sche Druckerei verblieb in Nördlingen, wo sie noch heute als modernes und angesehenes, für viele Verlage tätiges Druckunternehmen beheimatet ist. Oskar Beck gelang eine weitere, erhebliche Aufwärtsentwicklung des Verlags. Er förderte die angestammten Gebiete wie die protestantische Theologie und besonders nachhaltig das juristische Programm. Zugleich schlug er neue Richtungen ein: Das ganz seiner persönlichen Initiative zu verdankende »Handbuch der klassischen Altertumswissenschaft« erschien ab 1885 und lag im Jahr 1913, als der Verlag sein 150jähriges Bestehen beging, mit 31 Bänden vor, die meisten von ihnen mehrfach aufgelegt und überarbeitet. Das Handbuch ist auch heute noch – nach 125 Jahren – ein lebendiges Unternehmen und wird mit gewichtigen, vornehmlich an ein Fachpublikum gewandten Neuerscheinungen fortgesetzt. Es erreichte damals ein breiteres bildungsbürgerliches Publikum, das Oskar Beck auch mit anderen Veröffentlichungen im Blick hatte: Großen Erfolg erzielte er mit der dreibändigen »Deutschen Literaturgeschichte« von Alfred Biese (1907 – 1911), die 25 Auflagen erreichte. An gleiche Leserschichten wandte sich eine Serie großer Biographien zu Goethe, Schiller, Shakespeare, Herder, Kant, Kleist, Nietzsche und weiteren. Albert Bielschowskys zweibändige Goethe-Biographie (1895 und 1903) war mit 150.000 verkauften Exemplaren die meistgelesene ihrer Zeit.
Bald nach dem 150jährigen Verlagsjubiläum im Jahr 1913 brach der Erste Weltkrieg aus, eine von Oskar Beck als niederschmetternd erlebte Zeitenwende. Mitten im Krieg, im Jahr 1916 erschien das autobiografisch-jugendbewegt wie völkischnational getönte Buch von Walter Flex »Der Wanderer zwischen beiden Welten. Ein Kriegserlebnis«, das zu einem Kultbuch der 20er und 30er Jahre und mit einer Million abgesetzter Exemplare zum meistverkauften Buch des Verlags überhaupt avancierte.
Bis zu Oskar Becks Tod im Januar 1924 fällt jetzt die Verlagsleitung schrittweise seinem Sohn Heinrich Beck (1889 – 1973) zu. Und gleich in den ersten Jahren seiner Tätigkeit kommt es zu bedeutsamen neuen Autorenverbindungen: Oswald Spengler wechselt mit seinem Buch »Der Untergang des Abendlandes. Umrisse einer Morphologie der Weltgeschichte« (1919) zu C.H.Beck, nachdem das Werk ein Jahr zuvor unbeachtet in einem Wiener Verlag erschienen war. Die Resonanz ist überwältigend. Vier Jahre später wird Albert Schweitzer Verlagsautor mit seinem Buch »Kultur und Ethik« (1923), dem zahlreiche weitere Bücher Schweitzers folgen. Die Trias der großen Autoren der 20er Jahre, die ihre Stellung im Verlagsprogramm bis heute bewahrt haben, vervollständigt glanzvoll Egon Friedell mit seiner in drei Bänden erschienenen »Kulturgeschichte der Neuzeit« (1927 bis 1931).
Heinrich Beck Gustav End Hans Dieter Beck
© Christine Strub Wolfgang Beck
© Christine Strub
Die 30er Jahre brachten zunächst eine Intensivierung der Beziehungen zur Bayerischen Akademie der Wissenschaften, der nicht wenige Verlagsautoren als Mitglieder angehörten. Mit Wirkung zum 1. Januar 1932 übertrug sie dem Verlag die Herstellung, den Druck und Vertrieb ihrer eigenen im Verlag der Bayerischen Akademie der Wissenschaften erscheinenden Veröffentlichungen. Doch dann, mit der »Machtergreifung« durch die Nationalsozialisten, verdüstert sich auch die Geschichte des Verlags C.H.Beck in erheblichem Maße. Halb freiwillig, halb unfreiwillig nimmt das Unternehmen an den Übeln und Katastrophen des »Dritten Reichs« teil. Im Dezember 1933 erwarb Heinrich Beck den angesehenen, in Berlin ansässigen juristischen Verlag des jüdischen Verlegers Otto Liebmann, der von nationalsozialistischer Seite frühzeitig zum Verkauf genötigt wurde. (Die näheren Umstände sind in einer umfassenden, ab Herbst 2013 vorliegenden Verlagsgeschichte dargestellt.) 1936 erscheint der von Hans Globke verfasste und gemeinsam mit Wilhelm Stuckart herausgegebene Kommentar zu den Nürnberger Gesetzen von 1935. Mehr als jede andere Publikation bezeugt dieses Werk eine Mitwirkung des Verlags an der nationalsozialistischen Unrechtsjustiz.
Der Krieg bringt die völlige Zerstörung der Münchner Verlagsgebäude durch Bomben. Und nach dem Krieg ist dem politisch belasteten Verlag zunächst jede verlegerische Tätigkeit durch Gesetze der alliierten Militärregierung untersagt. In dieser bedrohlichen Situation wandte sich Heinrich Beck an seinen Vetter Gustav End, einen Enkel Ernst Rohmers, der über verlegerische Berufserfahrung verfügte und dem es im August 1946 gelang, von den amerikanischen Militärbehörden eine Verlegerlizenz für einen neu gegründeten Verlag zu erhalten. Dieser hatte sich den Namen Biederstein Verlag gegeben, und an ihn konnten die Verlagsrechte von C.H.Beck verpachtet werden.
Auch als C.H.Beck ab dem Jahr 1949 wieder unter eigenem Namen publizieren darf, bleibt der Biederstein Verlag erhalten und entwickelt sich unter der Leitung von Gustav End zu einem der beliebten deutschen Publikumsverlage der 50er und 60er Jahre. Sein bedeutendster Autor, Heimito von Doderer, war mit seinem ersten Roman »Ein Mord, den jeder begeht« (1938) noch bei C.H.Beck erschienen. Nun folgen bei Biederstein Doderers große Wiener Romane »Die Strudlhofstiege« (1951) und »Die Dämonen« (1956) mit ihrem bis heute klassischen Rang. Auch mit sogenannten ›Sachbüchern‹ – einer Bezeichnung, die sich damals gerade einzuführen beginnt – profiliert sich der Verlag. Den größten Erfolg erzielt Rachel L. Carsons Buch »Der stumme Frühling« (1963), mit dem die amerikanische Biologin Umweltgeschichte schreibt.
Schwerpunkt bei C.H.Beck bleiben neben der Jurisprudenz weiterhin die Geisteswissenschaften. Doch hat es eine scharf gezogene Grenzlinie zum Programm des Biederstein Verlags nicht gegeben. Ab 1949 erscheint die vielbändige von Helmut de Boor und Richard Newald begründete »Geschichte der deutschen Literatur«. Arnold Hausers »Sozialgeschichte der Kunst und Literatur« (1953, zunächst zwei-, dann einbändig) findet nachhaltige und in den 60er und 70er Jahren auch breite Resonanz. Ludwig Reiners’ Anthologie »Der ewige Brunnen. Ein Hausbuch deutscher Dichtung« (1955) schlägt Rekorde in Erfolg und Langlebigkeit (bis heute rund 750.000 verkaufte Exemplare). Mit Günther Anders und seinem Hauptwerk »Die Antiquiertheit des Menschen« (1956) kann der Verlag einen scharfsinnigen Denker und Gegenwarts-Diagnostiker an sich binden. Sein »Tagebuch aus Hiroshima und Nagasaki« (1959) erscheint im Rahmen einer Sammlung von »Büchern zu Fragen unserer Zeit«, aus der über mehrere Mutationen die heutige »Beck’sche Reihe« hervorgeht. Mit dem Band »Sumer« (1960) hat das von André Malraux und George Salles herausgegebene und in mehreren Sprachen erscheinende »Universum der Kunst« Premiere. Die Reihe, an der eine Elite international renommierter Kunsthistoriker mitwirkt, bringt es bis 1997 auf 42 großformatige, reich illustrierte Darstellungen. Schließlich: Zu den elf Gründungsgesellschaftern des Deutschen Taschenbuch Verlags (dtv) im Jahr 1960 gehört auch C.H.Beck/Biederstein.
Das 1951 errichtete Verlagshaus in München Der 1978 errichtete Neubau
Im Herbst 1963 kann Heinrich Beck mit 160 Mitarbeitern und einem großen Kreis von Gästen das 200jährige Bestehen des Verlags feiern. Auch danach hält das Wachstum des Unternehmens an. 1972 wird vom Christian Wegner Verlag die renommierte, von Erich Trunz herausgegebene »Hamburger Ausgabe von Goethes Werken« übernommen. Schon zuvor, im Jahr 1970, vergrößert sich der juristische Verlag durch Erwerb einer Mehrheitsbeteiligung am Verlag Franz Vahlen, der auf Rechts- und Wirtschaftsliteratur spezialisiert ist. 1971 folgt der Kauf der juristischen Fachbuchhandlung Schweitzer Sortiment, und in den folgenden Jahrzehnten kommt es zu weiteren Erwerbungen von Fachverlagen (Helbing & Lichtenhahn 1998, Nomos Verlag 1999) sowie zu Gründungen von juristischen Tochterverlagen in Warschau, Prag und Bukarest und zum Ausbau einer Fachbuchhandelskette.
Nach dem Tod von Heinrich Beck im Frühjahr 1973 werden seine Söhne Hans Dieter Beck (geb. 1932) und Wolfgang Beck (geb. 1941) zu gleichen Teilen Gesellschafter des Unternehmens. Hans Dieter Beck übernimmt die Leitung des juristischen Verlagsbereichs, Wolfgang Beck diejenige des geisteswissenschaftlich-schöngeistigen Zweigs. Mit ihnen, der sechsten Verlegergeneration, hat sich diese verlagshistorische Skizze mit raschen Schritten der Gegenwart angenähert. Das Gesicht, die intellektuelle Physiognomie des heutigen Verlags stellt sich in seinem Gesamtverzeichnis dar. Auf wichtige Entwicklungsschritte (wie die Reihe »C.H.Beck Wissen« seit 1995 oder den Neuauftritt eines literarischen Programms seit Herbst 1999) soll hier nicht eingegangen werden. Unverkennbar hat eine erhebliche Ausweitung des Autorenkreises, Themenspektrums und der literarischen Genres stattgefunden. Im Programm des Verlags, der einen hohen Status im deutschsprachigen Verlagswesen genießt, sind neben der Belletristik und einem deutlichen Schwerpunkt bei den Geschichtswissenschaften nahezu alle Zweige der Geistes, Kultur- und Humanwissenschaften und darüber hinaus auch die Naturwissenschaften mit bedeutenden Autoren und Werken präsent. C.H.Beck versteht sich als Publikumsverlag, denn seine Autoren, hervorragende Kenner und häufig Wissenschaftler und Hochschullehrer, tragen ihre Themen mit darstellerischem Können in eine breite Öffentlichkeit hinein.
»Die Welt im Buch«, so das Motto des Verlags zu seinem 250jährigen Jubiläum im Jahr 2013, meint eine im Verlagsprogramm wahrnehmbare, weit umherschweifende Neugier, einen Blick, der sein Augenmerk sowohl auf die nahe wie die ferne, sowohl auf die gegenwärtige wie auf die vergangene Welt richtet. »Die Welt im Buch« bezieht sich aber auch auf die Situation des Lesens: die Versunkenheit in ein Buch, die Absonderung von der Welt, die zugleich die intensivste Zuwendung zu ihr in der Lektüre einschließt. Zahlreiche solche Lektüren wünschen wir unseren Lesern – und Anregungen hierzu bei der Durchsicht unseres Verlagsprogramms.
Zum Schluss ein Hinweis: Wer mehr wissen möchte zur Geschichte des Verlags C.H.Beck, kann auf eine kleine Verlagschronik von 128 Seiten zurückgreifen (zum Durchblättern, PDF) und auf eine große, umfassende Geschichte des Verlags in zwei Bänden, die allen interessierten Lesern zur Verfügung steht.
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